Franz Schullian hat noch was zu melden.

Das Glashaus III steht am Beginn der Gärtnerei Schullian. Jetzt erzählt es in einer Dauerausstellung die Geschichte des Gartenbaus in Südtirol.

Franz Schullian muss ganz schön mulmig gewesen sein, bevor er mit dem Satz herausrückte, den er gleich sagen wird. 1948 hat er das erste Fleckchen Erde in Bozen gepachtet, 1956 mit seiner Frau Christine endlich das Geld zusammengespart, um einen Grund für die gemeinsame Gärtnerei zu kaufen. Fast 40 Jahre war er sein eigener Herr gewesen. Bis 1994 Tochter Martina ins Geschäft einstieg. Martina (Link zu Menüpunkt Team) hatte Ideen. Sie wollte vieles anders machen. Soll sie, dachte sich Franz Schullian, aber er spürte, sein Inneres fuhr Achterbahn. Alles konnte doch nicht verschwinden, was er aufgebaut hatte. Und so sagte er: „Aber das alte Glashaus bleibt.“ Glashaus III, das erste Glashaus, das Franz Schullian auf seinem Grund gebaut hat.

Das Saatgut, das nicht
mehr verdirbt.

Martina hielt sich daran. Glashaus III steht noch. Es beherbergt heute eine Dauerausstellung zur Geschichte des Gartenbaus, mit Anekdoten aus Südtirol und einer beeindruckenden Sammlung von alten Gartengeräten. Martina ist gar nicht so anders als Franz Schullian. Wie er hängt sie an den alten Geschichten, mit denen sie aufgewachsen ist. Sie will nur alles angreifen können. „Wenn mir etwas gefällt, kaufe ich es“, sagt sie. „Ich habe ein ganzes Lager voll Zeug, von dem ich von vornherein wusste, dass ich es nie verkaufen werde.“ Blechschilder sind dabei, altes Geschirr, Gartenbücher, Skizzen, Gartenzwerge (Link zu Gartenzwerg Bruno) in allen Größen, Gießkannen aus Blech (Link zu Bildergeschichte Gießkanne), Vasen, Holzschubkarren, Keramikblumen, Fotos. Nichts von materiellem Wert eigentlich, nur satt an Erinnerung.

Der Ausstellungsgärtner, der Fäden spinnt.

Eines Tages rief Martina ihren Freund Paul an. Paul Thuile, einen Künstler aus Gargazon und Freund der Familie. Er macht aus jeder verrückten Idee eine Sache mit Hand und Fuß. Paul kam und räumte das Lager auf. Sortierte. Ergänzte. Spann aus dem Sammelsurium feine Fäden zu einer Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des Gartenbaus zwischen Verführung und bodenständiger Arbeit. So werden im Glashaus III zwar keine Pflänzchen mehr gezogen, dafür „wuchern“ klösterlicher Gartenehrgeiz, Gärtner auf der Walz, Sankt-Valentins-Flugshows und kleine und größere technische Werkzeugwunder in den Gängen.

Das Ganze ist natürlich eine „Freunderlwirtschaft“. Wie in einem Fotoalbum kann man sich durch gewerkschaftliche Errungenschaften, Blumenmarkt-Anzeigen und Saatgut-Werbefahrten blättern. „Die Ausstellung ist eine Hommage an meinen Vater“, sagt Martina Schullian. Franz Schullian ist nach dem Krieg ein Pionier des modernen Gartenbaus in Südtirol. Kurzporträts sind zehn weiteren bedeutenden Südtiroler Gärtnerfamilien gewidmet. Viele von diesen sind Franz Schullians Weggefährten.

Die Töpfe, in denen das
Geld versickert.

Jeden Tag macht Franz Schullian seine Runde durch die Gärtnerei. Die Stirn in Falten. „Er fragt sich, wer all diese Töpfe und Kuriositäten kaufen soll, die in unserem Geschäft stehen“, lacht Martina. Auch am Glashaus III hat der alte Gärtner nun seine Zweifel. Eine Ausstellung im Glashaus, das einst der Grundstein zum Überleben war. Gibt es etwas Unsinnigeres, das weniger Geld einträgt? „Das kann wohl endlich verschwinden“, sagt Franz Schullian und winkt verächtlich mit der Hand.

Aber jetzt will Martina nicht mehr. Glashaus III bleibt. Haben Sie es schon besucht?

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